Die Gleichung dürfte mathematisch nicht unbedingt stimmen, modellbauerisch aber schon. Ich habe einen wunderschönen Fleischmann-G20, der ein wunderschön filigranes, aber für diesen Wagentyp völlig unpassendes Fahrgestell besitzt. Während es sich beim G20 um einen Wagen der sog. Austauschbauart handelt, gehört das Fahrgestell, besonders deutlich an den Achshalterblechen, einer älteren Bauart, der sog. Verbandsbauart an. Passend wäre dieses Fahrgestell z.B. für einen G10. Da das Fahrgestell aber ca. 1mm kürzer als ein Fleischmann-G10 ist (keine Ahnung, wo da jetzt der Fehler ist), passt das schonmal nicht. Aber der Wagenkasten des „falschen“ Piko-G10, der nicht nur Lade- und Lüftungsöffnung vertauscht hat, sondern auch noch etwas zu kurz geraten ist, passt genau. Der Pikowagen hat zwar für einen G10 die falsche Ladeluken- und Lüftungsklappenanordnung, für den preußischen Vorgänger, später bei der DB als G02 eingeordnet, passt sie genau. Daher auch die „Gleichung“ in der Titelzeile. Ein „halber“ Piko-G10 (Wagenkasten) plus ein „halber“ Fleischmann-G20 ergeben einen recht ordentlichen G02. Zuerst muss man die überstehenden Stücke der Stirnwandprofile abschneiden:




Dann muss das Fleischmann Fahrwerk etwas schmaler geschliffen werden, da der Piko-Wagenkasten etwas größere Wandstärken aufweist. Danach passen Wagenkasten und Fahrwerk exakt aufeinander:




Da die mittlere Wagenkastenstütze am Fahrwerkslängsträger beim G02 (und auch beim G10) nicht vorhanden war, muss diese mit Seitenschneider, Skalpell und Feile entfernt werden:







Mit aufgesetztem Wagenkasten sieht das dann so aus:




Für einen der wenigen nicht verstärkten Wagen braucht es jetzt „nur“ noch eine Neulackierung und Neubeschriftung, z.B. mit Gaßner- oder Nothaft-Decals.

Da die meisten G02 aber wie die meisten G10 Endfeldverstärkungen und um 90 Grad gedrehte Stirnwandsäulen aufwiesen, will ich auch das nachbilden. Aber dazu mehr im nächsten Teil.


Volker

P.S. Der Fleischmann-G20 wird natürlich auch ein adäquates Fahrwerk erhalten, evtl. eines vom neueren Roco-Om21, der ebenfalls zur Austauschbauart gehört. Das braucht aber noch Zeit.

So, während „Mars Attacs“ lief, war ich wieder fleißig, und habe Stirnwandprofile und die „stummeligen“ Stirnwandtritte abgeschabt:




Danach wurden Stirnwandträger aus 1,0 x 0,75 mm-Vierkantprofil als Darstellung der gedrehten U-Profile aufgeklebt (selbst bei den teuren Brawa G10 sind das keine U-, sondern nur Vierkantprofile) und Stirntritte vom Kleinserienhersteller „AW Lingen“ zusammengebaut und angebracht, eine Tätigkeit für jemanden, der Vater und Mutter erschlagen hat:





deshalb wird auch die andere Stirnwand „nackt“ bleiben, also ohne Stirntritte, obere Griffstangen und Laternenhalter. Laternenhalter von Weinert kommen noch an die Seite mit Stirntritten, aber erst, wenn ich Endfeldverstärkungen aus dickerem Papier für die Knotenbleche und 1,5 x 0,8 mm-U-Profilen von Weinert an den Seitenwänden angebracht habe. Es gibt da auch fertige Ätzbleche von „AW Lingen“, aber die habe ich im Gegensatz zu den Profilen nicht im Fundus. Und der zweite Streifen der Bremsecken, die beim Pikowagen erhaben ausgeführt sind, wurde wegeschabt, denn das Fleischmannfahrwerk ist ungebremst, was es beim G20 auch nicht gab, für die letzten G02 aber typisch war. Demnächst gibt‘s mehr zu sehen, inwieweit ich die etwas grobe Detaillierung, insbesondere die Griffstangen an den Ecken sind arg überdimensioniert, noch weiter verfeinere, entscheide ich, wenn ich mit den Endfeldverstärkungen durch bin. Ein Umbau der Marke „quick and dirty“, wie ich zu Anfang gehofft hatte, wird es jedenfalls nicht.

Volker

Moin Gerrit,

die Beschriftung ist ein wüstes Gemisch aus Epoche 1, 2 und 3, da macht dann auch die falsche Gattungsbezeichnung den Kohl nicht mehr fett. Die schmaleren mittleren Seitenwandfelder verraten zwar, dass es sich um ein Vertreter nach preußischen Normalien und nicht um einen Verbandswagen handelt. Die Ladeluke sitzt allerdings dort, wo sie auch beim G10 saß. Da Lüfter völlig fehlen, nehme ich mal an, dass die Ladeluke nachträglich dort hingesetzt wurde. Auch die Tatsache, dass der Wagen noch Speichenradsätze und keine Endfeldverstärkungen besitzt, lässt den Schluss zu, dass der Wagen, wenn er nicht ab Werk schon an eine Privat- oder Werkbahn geliefert wurde, spätestens nach dem zweiten Weltkrieg an eine solche weiterverkauft oder als Arbeitswagen verwendet wurde. Leider schweigt sich die Seite des HSW zu dem Wagen völlig aus. Interessant sind auch die stärkeren Stirnwandprofile, die aber in gleicher Lage wie die ursprünglichen eingebaut wurden.

Viele Grüße

Volker

Weiter gehts, aus Papier (für die Knotenbleche) und Weinertprofilen habe ich mal ein paar Endfeldverstärkungen gebastelt:




Außerdem habe ich am Nicht-Laternenhalterende am Wagenkasten die Griffstangen abgeschnitten, und den Rangiertritt am Fahrgestell abgeschnitten, und diesen am Laternenhalterende wieder angeklebt:





Jetzt sieht das schon ganz gut aus, es fehlen noch Laternenhalter von Weinert und natürlich eine Neulackierung und -beschriftung. Laternenhalter müsste ich noch haben, bei der Beschriftung bin ich nicht sicher, notfalls muss ich die bei Gaßner oder Nothaft nachbestellen. Als Fazit stelle ich aber fest, dass Aufwand so groß ist, dass der Brawa-G10 gar nicht mehr soo fürchterlich teuer erscheint.

Volker

Nachdem ich den Wagen mal probelackiert (und vorher noch um etwa 0,6mm „tiefergelegt“) habe, passt zwar die Höhe jetzt gut, aber die Endfeldverstärkungen fallen im Vergleich zu einem Fleischmann-G10 doch arg klobig und überdimensioniert aus. Die kommen nochmal runter, und werden durch Ätzteile vom AW Lingen ersetzt. So ganz „Low Budget“ wird das ganze nun doch nicht mehr, aber wenigstens habe ich noch passende Gaßner-Beschriftungen gefunden. Und noch so einiges, von dem ich gar nicht mehr wusste, dass es noch in den Tiefen meiner Zurüstteilkiste schlummert, z.B. geätzte Rangiertritte, Kupplergriffe, Griffstangen etc.

Vergleichsfotos, links Fleischmann G10 (ebenfalls tiefergelegt), rechts Piko G02 mit Eigenbau-Endfeldverstärkungen:






Jetzt heißt es also erstmal auf Teile warten, neue Rangierergriffstangen werde ich dem Wagen dann auch noch spendieren, ebenso wie den Fleischmann G10.

Volker

So, jetzt sind die Endfeldverstärkungen da, jetzt kann es weitergehen. Die Ätzplatine enthält neben den Endfeldverstärkungen auch noch andere nützliche Teile, die Seilösen z.B. würden sich an den Ecksäulen des G02 auch gut machen:





Hier mal ein Vergleich zwischen dem Ätzteil und meinem etwas klobigen Eigenbauversuch. Das Ätzteil ist nur lose aufgelegt, und deshalb etwas schief:





So sieht es dann am kompletten Wagen aus:





Die groben Rangierergriffe gehen jetzt natürlich gar nicht mehr, da muss auch noch Abhilfe geschaffen werden, dazu später mehr.

Bis demnächst,

Volker

Weiter geht‘s mit dem G 02, da mir die „fetten“ Piko-Griffstangen an den Wagenecken nicht mehr gefielen, wurden sie durch Ätzteile vom Aw Lingen ersetzt, außerdem kamen noch Seilösen an den Ecksäulen (zur Montage müssen die Ecksäulen vorsichtig mit einem 0,4mm-Bohrer von unten aufgebohrt werden) aus dem Ätzblech, das auch die Endfeldverstärkungen erhielt, hinzu:





Die Stirngriffe habe ich nicht ersetzt, da erstens noch mehr angespritzte Griffe am Wagenkasten vorhanden sind, und zweitens das Wegschaben und Nachritzen der Fugen mir auf der anderen Stirnwand, die vorbildgerecht ganz ohne Rangiergriffe (und -tritte), Stirntritte, Stirngriffe und Schlusssignalhalter auskommen muss, schon gereicht hat, und ich mir das kein zweites mal antun wollte. 😉

Beim großen Wegschaben wurden auch die äußren Befestigungsplatten der Verzurringen im inneren des Wagen beschädigt, so dass ich auch diese komplett weggeschliffen und durch dankenswerterweise ebenfalls auf dem Ätzblech der Endfeldverstärkungen enthaltene Ersatzteile ersetzt habe:




Jetzt muss der Wagen „nur noch“ lackiert, beschriftet und gealtert werden, dann kann ich ihm dem Betriebsdienst zuführen.

Wird fortgesetzt.


Volker

P.S. man muss nicht völlig bekloppt sein, um an einen Plastikgüterwagen Messingteile zu kleben, die den Wert des Wagens locker übersteigen, aber es erleichtert die Sache ungemein… :-)

Moin Manuel,

wenn man viele Fahrzeuge hat, kann man natürlich nicht bei jedem Fahrzeug so einen Aufwand treiben. Bei vielen, gerade aktuelleren, Modellen muss man es auch gar nicht, die kommen schon ziemlich perfekt aus der Schachtel. Und ich gehe auch nicht so weit, wie man eigentlich noch könnte. Weder montiere ich Kupplergriffe unter den Puffern, noch eine komplette Bremsausrüstung samt Gestänge, Fangbändern und Lösezügen. Sieht man aus dem üblichen Betrachtungswinkel sowieso nicht. Ebenso bleibt es bei mir bei der bewährten und betriebstauglichen Märklin-KK, die einerseits weich einkuppelt, sich andererseits aber auch sehr zuverlässig (vor-)entkuppeln lässt, die Roco-Universalkupplung neigt da mitunter zum Verkanten und Verhaken der Bügel. Und mit irgendwelchen originalähnlichen Magnetkupplungen etc. mag ich mich auch nicht herumplagen.

Jetzt ist es aber auch so, dass es weder vom Gr20 noch vom G02 preußischer Bauart brauchbare Großserienmodelle gibt, der Gr20 von Liliput hat zwar ein korrekt nachgebildetes Fahrwerk und viele feine angesetzte Teile, aber die tiefen und breiten Bretterfugen fallen gegenüber anderen Modellen schon gewaltig ab, insbesondere dem Fleischmann-Gr20, dessen Bretternachbildung extrem fein und vorbildgetreu geraten ist. Deshalb fand ich auch dass dieser ein ebenso feines Fahrwerk und ein paar Weinertteile „verdient“ hat.

Der G02 war einfach ein Versuch, wie man aus dem betagten Pikomodell mit einigermaßen überschaubaren Aufwand ein exotisches Einzelstück machen kann, und andererseits Resteverwertung für das zwar schöne, aber für einen Gr20 völlig verkehrte Fleischmann-Fahrwerk. Für meine kleine Epoche 3-Anlage „Kuhstedt“ brauche ich aber auch nur einen eher überschaubaren Fahrzeugpark, da kann man auch mal für einzelne Fahrzeuge etwas mehr Aufwand treiben. Macht ja auch Spaß.


Volker

Moin,

Roco-Universal habe ich keine mehr, aber noch mehr als genug Märklin-KK. Die Roco-Universalköpfe hatte ich nach der Roco-Insolvenz alle verkauft, als die sozusagen mit Gold aufgewogen wurden, und mir da auch einen großen Vorrat an Märklin-KK zugelegt.

Volker

P.S. da bei mir der minimale Radius 914mm beträgt (Peco-Medium-Radius-Weichen) habe ich mit verhakelnden Kupplungen keine Probleme. Dafür kann ich aber nicht im Kreis, sondern nur ein paar Meter hin- und herfahren.

Moin,

neue Decals, neues Glück, die jetzt verwendeten stammen von Andreas Nothaft, wo man auch Decals für einen einzelnen Wagen bekommt, und nicht immer einen Bogen mit Decals für mehrere verschiedene Gattungen kaufen muss, wie bei Gaßner. Qualität und Verarbeitung nehmen sich bei beiden Anbietern nichts. Aber, bei genauem Hinsehen entdeckt man das „B“ in einem Dreieck unterhalb von Wagennummer und Gattungsanschrift, das hat nur Andreas Nothaft bei seiner G02-Beschriftung dabei. Dieses „B“ kennzeichnet einen Wagen aus dem Bereitschaftspark, der nur bei großem Wagenmangel zum Einsatz kommt. Ein Schicksal, das spätestens in der Epoche 3b fast alle G02 ereilte. Ein nettes Detail, wie ich finde. Der Wagen ist jetzt frisch beschriftet, und das Dach mit matter schwarzgrauer Farbe einem vielgenutzten Vorbild zur Dampflokzeit angepasst. Was noch fehlt ist die Patinierung, aber das „lohnt“ eigentlich nur, wenn man gleich mehrere Wagen behandeln kann, deswegen erkläre ich den Wagen jetzt mal für „vorläufig fertig“. Zum Abschluss noch drei Bilder:








Volker

P.S. das Katzenhaar, das sich da auf den Wagen verirrt hat, bitte ich zu entschuldigen.